Zuschussprogramm „Altersgerecht Umbauen“
KfW-Förderstart verzögert sich erneut
(dh/red-abb) Die Geduld derer, die ihr Badezimmer altersgerecht umbauen und die entsprechende KfW-Förderung in Anspruch nehmen möchten, wird auf eine harte Probe gestellt. Denn die Gelder für das Zuschussprogramm mit der Kennziffer 455-B sind trotz anderslautender Zusagen immer noch nicht verfügbar.
Die Bundesbauministerin, Klara Geywitz, hatte am 13. März bei der Eröffnung der Messe ISH 2023 in Frankfurt versichert, dass die Fördermittel für das KfW-Programm 455-B „Altersgerecht Umbauen“ im 2. Quartal endlich abrufbar sein werden. Im Bundeshaushalt 2023 sind hierfür 75 Millionen Euro vorgesehen.
Als Ende Juni immer noch keine Anträge gestellt werden konnten, fragte die Aktion Barrierefreies Bad erneut im Bundesbauministerium nach und erhielt daraufhin die Antwort, dass der Förderstart des bei Bauherren sehr beliebten Programms aktuell für Mitte Juli angedacht ist.
Spareffekt aufgrund Wartezeit verpufft
Grundvoraussetzung für die Inanspruchnahme des KfW-Programms „Altersgerecht Umbauen“ ist, dass mit den Arbeiten noch nicht begonnen wurde. Nach dem Programmstopp Anfang August letzten Jahres warten viele inzwischen schon rund elf Monate. Seither haben sich die Preise am Rohstoffmarkt wie im Bauhandwerk aber deutlich verteuert. Von daher ist der Spareffekt für diese Menschen mehr als verpufft.
Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen
Dabei ist es in Anbetracht des demografischen Wandels und des in einer Studie des Pestel-Instituts errechneten Fehlbestands von aktuell bereits 2,2 Millionen altersgerechten Wohnungen dringend notwendig, dass im großen Stil barrierereduziert umgebaut wird. Laut jener Studie werde sich dieser Mangel in den nächsten Jahren gravierend ausweiten. Studienleiter Matthias Günther sprach von einem Bedarf bis 2040 von mindestens 3,3 Millionen altersgerechten Wohnungen für Seniorinnen und Senioren. Dass es diese Wohnungen dann auch gebe, sei „reines Wunschdenken“, erklärte er.
Auftragsrückgang in der Sanitärbranche
Die letzte Konjunkturumfrage der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) zeigt zudem einen Negativtrend auf. Geschäftsführer Jens Wischmann: „Die Quartalsumfrage bei Industrie, Handel und Handwerk zeigt im Vergleich zwischen dem 1. Quartal 2022 und dem 1. Quartal 2023 einen sehr deutlichen Auftragsrückgang in der Sanitärbranche. Insofern sehen wir mit Sorge auf die weitere Entwicklung.“ Aber gerade das Bad spielt eine Schlüsselrolle für ein möglichst langes selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen vier Wänden. Wischmann: „Eine verantwortungsvoll handelnde Politik muss nachhaltig in die Bauprophylaxe investieren. Damit werden langfristig auch die Sozialsysteme finanziell entlastet. Denn die ambulante Pflege im eigenen Bad spart die hohen Kosten der stationären Pflege.“
Deutlich weniger fertiggestellte Wohnungen in 2022
Wenn auch die nachfolgende Angabe keine Rückschlüsse auf den Anteil altersgerechter oder gar barrierefreier Wohnungen nach DIN zulässt, ist es doch bemerkenswert, dass die Anzahl fertiggestellter Wohnungen im Jahr 2022 mit 295.300 rund 27 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1950 bis 2022 lag.
Das teilt aktuell das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis historischer Zeitreihen anlässlich seines 75-jährigen Bestehens mit. Darin sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten.
Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, jährlich 400 000 neue Wohnungen in Deutschland zu schaffen.