Barrierefreie Bäder erfinden sich neu
Image-Wechsel zur ISH
Bei der Gestaltung von barrierefreien Bädern rücken ästhetische Aspekte immer mehr in den Vordergrund – ohne Abstriche bei der Funktionalität. Das hat die weltgrößte Badmesse ISH in Frankfurt am Main ganz deutlich gezeigt.
Verwundern tut diese Entwicklung nicht, denn wer möchte sich schon täglich mit seinen körperlichen Problemen in den eigenen vier Wänden konfrontiert sehen. Wenn aber ein Bad mit gut designten Produkten eingerichtet wird und noch dazu ergonomischen Gesichtspunkten Rechnung trägt, dann kommt der stigmatisierende Charakter im Sinne von „Krankenhausatmosphäre“ gar nicht erst auf.
Mit „Universal Design“ zum Traumbad fürs Leben
„Universal Design“ heißt die populäre, im Grunde aber schon seit über einem halben Jahrhundert in Architektur und Wirtschaft verbreitete Leitidee von Ausstattungen, die von Jung und Alt, von gesunden, kranken sowie behinderten Menschen gleichermaßen genutzt werden können, ohne dass spezielle Lösungen etwa bei einem körperlichen Handicap erforderlich sind. Die Produkte sind besonders gut durchdacht und bringen das erholsame Baderlebnis einerseits und die Aspekte des generationenübergreifenden Gebrauchsnutzens andererseits in Einklang. Mit ihnen schaffen sich jüngere Bauherren bereits heute ein Traumbad, mit dem sie auch morgen unabhängig von fremder Hilfe bleiben.
Ohnehin voll im Trend liegt der Abbau von Hindernissen bei Duschen: Wie wir an dieser Stelle bereits häufig gemeldet haben, erfreuen sich bodengleiche Ausführungen ohne Stolperkanten nicht nur bei Rollstuhlfahrern und Nutzern von Rollatoren, sondern auch bei nicht-behinderten Menschen jeden Alters großer Beliebtheit. Nun wird zunehmend der bisher etwas außer Acht gelassene Renovierungsmarkt ins Auge gefasst und mit Systemen bedient, die sich durch niedrige Aufbauhöhen auszeichnen.
Anzahl förderfähiger Produkte gestiegen
Seitdem die staatliche Förderbank KfW das neue Förderprodukt „Altersgerecht Umbauen – Zuschuss 455“ im Programm hat, steigt auch die Anzahl der förderfähigen Produkte, speziell im Bereich der Entwässerungslösungen. Die Palette reicht von Duschrinnen, nun ebenfalls als Wandablauf, mit leicht in der Länge anpassbaren Profilen sowie praktischen Reinigungsmöglichkeiten, bis hin zu „normalen“, besonders flachen Ablaufgarnituren für zahlreiche Einbausituationen. Außerdem weiterhin im Fokus der Entwickler sind Oberflächen, die eine latente Ausrutschgefahr, die Duschen bergen, mindern bzw. ganz ausschalten wollen und das ohne Abstriche bei der Optik.
Höhenverstellbar ein „Must have“
Getreu dem Motto „rauf und runter“ gilt das Augenmerk der Designer verstärkt höhenverstellbaren Lösungen – unter Beachtung der Vorgaben der DIN 18040, teils sogar der SIA 500 (Schweiz) und ÖNORM B 1600 (Österreich). Mittlerweile lassen sich sowohl Waschtische als auch WCs per Knopfdruck und Funkfernbedienung individuell und sogar während der Nutzung in der Höhe verstellen. Solche Ausstattungen basieren zumeist auf Vorwandinstallationen, die schon in der Rohbauphase eingebaut und daher ein fester Bestandteil der Planung durch den Sanitärprofi sein müssen.
Verdeckte Mobilität
Ganz aktuell sind mobile barrierefreie Lösungen. Dabei handelt es sich um tragbare Stützklappgriffe und Sitze, die jeweils bei Bedarf in eine Montageplatte eingesetzt werden. Diese allerdings ist fix installiert. Wird sie nicht benötigt, kann sie mit einer Abdeckplatte verdeckt werden. So eine Lösung kommt nicht von ungefähr, sondern beruht auf der leider immer noch zu häufigen Ansicht, körperliche Schwächen etwa vor Besuchern verbergen zu müssen. Schlimmer noch: Die Angst davor, auf andere Menschen belastend oder gar abstoßend zu wirken, ist mehr verbreitet als man denkt. Positiv betrachtet sind mobile barrierefreie Lösungen ideal für eine altersgerechte Planung, ein Mehrgenerationenbad oder Freunde, die gerade etwas wackelig auf den Beinen sind.
Mehr komplette Einrichtungen im Angebot
Der Umstand, dass doch noch zahlreiche Bauherren Vorbehalte gegenüber barrierefreien, altersgerechten Lösungen hegen, kann das Streben der Sanitärindustrie nach bedarfsgerechten Produkten nicht stoppen. Im Gegenteil: Beschränkten sie sich früher auf Einzelelemente, so konzentrieren sich etliche Hersteller auf die Schaffung kompletter Einrichtungen, die barrierefreie Funktionalität mit Komfort und Design verbinden und teils sogar mit einer großen Breite an Waschtisch- und WC-Lösungen aufwarten. Da lohnen sich genauer Blick und Vergleich in jedem Fall.
Drucktasten lassen Wasser einfacher fließen
Das gilt auch für Armaturen. Kaum einem ISH-Besucher dürfte es entgangen sein, dass der Wasserfluss mit vorgewählter Temperatur in der Dusche und Badewanne mehr und mehr über ergonomische, leicht erhöhte Drucktasten gestartet und gestoppt wird. Bedienkomfort für alle Lebenslagen und Menschen jedes Alters versprechen auch unter bzw. neben dem Waschtisch montierte Handbrausen oder – als Ergänzung zur Waschtischarmatur – frei am Waschtisch zu positionierende Tasten, die wie eine Fernbedienung funktionieren. Werden sie gedrückt, fließt vorgemischtes Wasser, ohne, dass der Hebel der Armatur geöffnet werden muss. Gerade für Kinder und ältere Menschen bedeutet das weniger Recken und Strecken am Waschtisch und damit bequeme und sichere Handhabung – nicht zuletzt, weil sich die Armatur nach wenigen Sekunden von selbst abschaltet.