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Allgemein Experten-Interview Sanitärprofis
26. Mai 2020
Das SHK-Handwerk während der Corona-Krise: Portraitfoto Michael Hilpert

Wie arbeitet das SHK-Handwerk während der Corona-Krise?

Interview mit Michael Hilpert

(dh-abb) Die Corona-Pandemie hat unser Leben stark verändert. Viele Vorhaben mussten verschoben werden. Etliche Renovierer sind verunsichert und fragen sich, ob der geplante Badumbau im Moment überhaupt stattfinden kann. „Ja“ lautet die klare Antwort des SHK-Handwerks.

Über die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Sanitärhandwerk und seine Kunden haben wir mit Michael Hilpert gesprochen. Er ist Inhaber eines SHK-Betriebes in Nürnberg mit Schwerpunkt Bäderbau. Seit 2018 ist Hilpert Präsident des Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Gleichzeitig ist er Vorstandsmitglied der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS).

Aktion Barrierefreies Bad:

Uns erreichen in den letzten Wochen viele Anfragen, ob Badezimmer aktuell überhaupt umgebaut werden können. Dies zeigt, dass die Verunsicherung in der Bevölkerung über das, was gemacht werden darf, groß ist. Mit Ihrer Hilfe würden wir für unsere Leser gern Licht ins Dunkel bringen.

Herr Hilpert, arbeiten Sanitärhandwerker derzeit überhaupt?

Michael Hilpert: Generell arbeiten wir derzeit ohne Unterbrechungen und Einschränkungen wie bisher weiter. Aber natürlich ist zu Zeiten von Corona die Organisation von Aufträgen und Terminen sehr viel umfangreicher. Denken Sie allein an die notwendigen Schutzmaßnahmen. Die gesamten Arbeitsabläufe sind darauf angepasst und sehr viel ausgefeilter.

Wie hat sich der Alltag für das SHK-Handwerk verändert? Sie haben die Schutzvorkehrungen angesprochen. Wie gestaltet sich der Umgang mit Kunden? Wie verhalten sich Ihre Mitarbeiter in deren Wohnungen?

Michael Hilpert: Der Alltag im Betrieb hat sich gewaltig verändert. Als Unternehmer muss ich  ständig die aktuellen Informationen parat haben. Ich muss meine Mitarbeiter sensibilisieren für den angemessenen Umgang mit unseren Kunden. Gerade was die Komplettbäder anbelangt, ist die Umsetzung der Schutzmaßnahmen schon eine große Herausforderung.  Wir dürfen dabei nicht zu viele Personen im Bad oder vor Ort auf engem Raum arbeiten lassen. Ohnehin gilt für das Personal: strikte Trennung von Büro und Baustelle oder Außendienst. Vorabanfragen an den Kunden und das eigene Personal, was die Ansteckungsgefahren anbelangt, sind auch ein bürokratischer Kraftakt den es zu zunächst zu bewältigen gilt. Jeder Kundenkontakt wird vorab überprüft und entsprechendes Einverständnis eingeholt; und das Ganze wird entsprechend dokumentiert.

Kann ich im Moment das SHK-Handwerk ruhigen Gewissens für einen Umbau meines Bades beauftragen?

Michael Hilpert: Ohne weiteres und ohne unüberschaubares Risiko! Es kann sich lediglich die Ausführungszeit verlängern, was den vorab beschriebenen Maßnahmen geschuldet ist.  An dem von unseren Innungsbetrieben geleisteten Service und der Qualität der Arbeiten hat sich nichts geändert.

Das SHK-Handwerk während der Corona-Krise: Sanitärhandwerker mit Mundschutz und Desinfektionsmittel
Achten auf die strikte Einhaltung der besonderen Schutzmaßnahmen gegen das Corona-Virus: Die Mitarbeiter des von der Bundesregierung als systemrelevant eingestuften SHK-Handwerks.
Werden noch Komplettbäder angeboten?

Michael Hilpert: Weiterhin ohne Einschränkungen! Wir verzeichnen sogar einen Anstieg der Anfragen. Die Verbraucher sind durch die verordneten Ausgangsbeschränkungen zu Hause geblieben. Das hat den einen oder anderen dazu bewogen, das Projekt Bad anzugehen und nicht mehr länger auf die lange Bank zu schieben. Der Bedarf an Badmodernisierungen und speziell an altersgerechten Bädern ist in Deutschland riesengroß.

Haben sich Beratung und Angebotsabgabe hinsichtlich eines Badumbaus verändert?

Michael Hilpert: Sicher doch! Schon alleine durch die behördlichen Auflagen war die Beratung in den Räumlichkeiten bis dato nicht möglich. Und jetzt nach den ersten Lockerungen nur mit entsprechendem Abstand von 1,5 bis 2 Metern. Das aber ist machbar! Es findet das Verständnis bei den Kunden. Das Ergebnis ist das gleiche wie bisher.

Sind die Ausstellungen des Handwerks geöffnet und gibt es dort Beratungen?

Michael Hilpert: Es gibt weiterhin Beratungen. Die Ausstellungen sind wieder offen.

Gehen SHK-Handwerker mit ihren Kunden in Ausstellungen des Großhandels?

Michael Hilpert: Es werden gezielt Termine mit Kunden für einen Ausstellungsrundgang vereinbart. Dadurch ist gewährleistet, dass die Besucherfrequenz in der Ausstellung nicht zu hoch ist und die Abstandsregeln eingehalten werden können.

Werden anstatt von Ausstellungsbesuchen virtuelle Angebote gemeinsam mit den Kunden genutzt?

Michael Hilpert: Virtuelle Angebote werden sicherlich als Zusatz genutzt. Dies war bei uns im eigenen Betrieb noch nicht notwendig. Es ist aus meiner Sicht eher schwieriger, da im Verkaufs- und  Beratungsgespräch der persönliche Kontakt ein wesentlicher Bestandteil ist, um Emotionen zu vermitteln. Und die haben großen Anteil im Badverkauf. Während der Ausgangsbeschränkung haben wir Kunden bei uns sogar im Schulungsraum beraten und Bäder vorgestellt.

Vielen Dank für das Gespräch, Herr Hilpert.

 

Foto Michael Hilpert: © Christoph Papsch – www.christoph-papsch.com

Foto SHK-Handwerker: © ZVSHK